Rathaus Großkühnau
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Telefon

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Öffentliche Ortschaftsratssitzungen 2024:

09. Januar 2024

13. Februar 2024

12. März 2024

08. April 2024

07. Mai 2024

10. September 2024

15. Oktober 2024

12. November 2024

 

jeweils am Dienstag ab 17:30 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses

Sprechstunden im Großkühnauer Rathaus
finden immer am Dienstag von 13:00 -17:30 Uhr statt. Unsere OR-Assistentin Frau Corina Körting nimmt Ihr Anliegen auf und leitet es an die Ortschaftsräte und/oder an die Stadtverwaltung weiter. Gern auch individuelle Termine nach Absprache unter 0340/619617 mit Frau Körting.

 

Erinnerungen von Karl Kersten

25 Jahre an der Schule zu Großkühnau

Wer 25 Jahre an einer Wirkungsstätte steht, der darf den Blick einmal rückwärts lenken auf den Weg, den er gekommen ist und fragen: Wie war es?

Ich erhielt am 15. April 1909 auf zwei Jahre eine erste Beschäftigung in Dessau am Luiseninstitut. Ich fand Gefallen an der Arbeit in der wenig gegliederten Schule, wo der Lehrer verantwortlich ist durch die Schulzeit hindurch für alle Kinder, wo er leichter die Eltern zur Zusammenarbeit gewinnen kann, wo er alle Fäden des Schulgeschehens in der Hand hat. Es war mein Wunsch, nicht in ein großes System eingebaut zu werden, sonder an einer Landschule tätig zu sein.
Da mir von Kind an auf die Dessauer Landschaft Heimat war, suchte ich mein Glück auf den Dörfern in der Umgebung Dessaus. Ich erfuhr, dass in Großkühnau durch den Weggang Haubolds eine Stelle frei würde. Da der Geheimrat Rümelin mein Institutsvorgesetzter war und mich öfter in meiner Arbeit besucht hat, trug ich ihm meinen Wunsch vor. „Ich hatte sie schon für eine Stelle in Dessau vorgemerkt - das war eine Auszeichnung für einen jungen Lehrer – aber wenn es ihr Wunsch ist!“

So kam ich zum 1. April 1911 nach Großkühnau. Mit Freuden widmete ich mich meiner Arbeit in der 5. und 3. Klasse(1. und 3./4. Schuljahr).In der 2. Klasse gab ich Naturkunde und Zeichnen. Im ersten Schuljahr hatte ich 16 Knaben und 16 Mädchen. Die Fortschritte, die die kleine Schar unter meiner Führung machte, erfüllten mich mit reiner Freude. Der Unterricht in der 2. und 3. Klasse war schwer, da in den Klassen 60 und mehr Kinder darin waren. Die 2. Klasse hätte eigentlich 72 Kinder haben müssen, da hatte man die schlauen Kinder nach der 1. Klasse versetzt.

Ich machte dem 1. Lehrer, Kantor Hecht, den Vorschlag, er möchte doch die Erweiterung der Schule zur sechstklassigen beantragen.

Schülerzahlen:
1910         251 Kinder
1911         248 Kinder
1912         243 Kinder
1913         256 Kinder
1914         251 Kinder

Er aber warf mir Mangel an Arbeitsfreudigkeit vor; ich junger Mann wolle mir bloß das Leben erleichtern. Er habe früher noch viel vollere Klassen gehabt; es bestehe gar keine Möglichkeit anzubauen usus.
Überhaupt hatte ich neben dem Kantor Hecht einen schweren Stand. Er, der während dreier Generationen in Großkühnau segensreich als Lehrer, Kantor, Friedensrichter, Friedhofsordner, in Männerabende, im Ziegenzuchtverein, im „Schuppen“ und im Dessauer Geschichtsverein wirkte, war den Eichen unserer Elbauen vergleichbar, eine knorrige, kerngesunde, ausgeprägte Persönlichkeit, die nur schwer jemanden neben sich aufkommen ließ. Mit ihm zusammen habe ich die Schule durch die schweren Zeiten des Krieges und des Zusammenbruchs geführt.
Gerade, weil der Aufstieg oft steil und steinig war, ist jetzt das Wandern auf der Höhe umso beglückender. Als liebe Kollegen mir bei der Morgenfeier am 27. März 1936 ein Geschenk überreichten, sprach ich zu mir: Ich bin ein glücklicher Mensch: Ich bin glücklich in dem Bewusstsein, an meinem beschriebenen Ziel arbeiten zu können am Wohl meines Volkes. Dies gibt meiner Arbeit einen einheitlichen Zielpunkt:

  • 13,5 Jahre Leiter der Schule zu Dessau-Großkühnau,
  • Schrittweiser Aufbruch der Schule zur siebtklassigen,
  • Unterrichtliche und erzieherische Betreuung von 1000 Schulkindern in 25 Jahren
  • Herbeiführung von harmonischer Zusammenarbeit zwischen arbeitsfreudigen Kollegen
  • Erzielung einer gedeihlichen Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule
  • Abhaltung von fast 50 Schulabenden( Höhepunkt: Fünfzigjahrfeier 1934)
  • Schaffung eines Lernmittelschatzes
  • Begründung und Ausbau einer Gemeindebücherei
  • 12 Jahre mehrtägige Schülerreisen nach den deutschen Mittelgebirgen und Förderung des Jugendherbergswerkes
  • Einrichtung und Pflege eines Schülergartens
  • Gründung einer Schulgemeinschaft
  • Arbeiten auf dem Gebiet der Heimatforschung(Schulgeschichte, Flurnamen, Familienforschung, Sammlung dörflicher Altertümer)
  • Bemühung um wissenschaftliche Pilzforschung und volkstümliche Pilzaufklärung
  • Mitarbeit bei Schaffung eines Kriegerehrenmales
  • 12 Jahre Arbeit als Leiter der Abteilung Jugendhilfe
  • 7 Jahre Dienst an der Kirche in den schweren Jahren 1922-1929
  • 10 Jahre Vorsitz im Obst- und Gartenbauvereins Großkühnau 1919-1929

 

Diese Arbeiten sind mir nie Zersplitterung, sondern sie sind zu harmonischer Einheit zusammengefasst durch den Gedanken:

                                                 Dienst am Volk!

Autor: Karl Kersten

 

© Ina Othold